Bonifaciusschule

Gemeinsames Lernen
 


Das Gemeinsame Lernen kann ein ausgezeichnetes Lernfeld sein, um sich selbst und andere Menschen in ihrer Andersartigkeit kennen und akzeptieren zu lernen. Im Prozess des Gemeinsamen Lernens spielt der Aspekt des „Sozialen Lernens“ für alle daran Beteiligten eine grundlegende Rolle. Der „Schwächere“ ermöglicht dem „Stärkeren“, als Helfer und Spezialist sein Wissen sowie seine Fertigkeiten anzubringen bzw. zu vertiefen und seine Empathiefähigkeit zu erweitern. Der eine Schüler profitiert von den Fähigkeiten und Fertigkeiten des anderen und lernt gleichzeitig, auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen und Hilfen zu organisieren.

Unterricht
 
Der Unterrichtsalltag in einer GL-Klasse ist in besonderer Weise charakterisiert durch vielfältige Möglichkeiten des sozialen Lernens. Gemeinsames Leben und Lernen in einer heterogenen Lerngruppe stellen gleichermaßen eine große Chance wie eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. Partner- und Gruppenarbeit sind wichtige Sozialformen der Grundschule, die in einer GL-Klasse besonders intensiv zu begleiten sind, um Lernpartnern mit sehr unterschiedlichen Lernvorraussetzungen zu gegenseitigem Nutzen zu verhelfen. Die Unterrichtsgestaltung und -organisation sind daher durch besondere Prinzipien bzw. Faktoren sowie vielfältige Differenzierungsmaßnahmen gekennzeichnet.

Differenzierungsmaßnahmen
 
Die inneren Differenzierungsmaßnahmen nehmen vor dem Hintergrund einer möglichst weitreichenden Integration in die soziale Gruppe eine zentrale Funktion ein. Der tägliche Umgang mit den Kindern zeigt darüber hinaus aber auch die Bedeutung äußerer Differenzierungsmaßnahmen, um den vielfältigen Förderbedürfnissen der Schüler gerecht zu werden.

Innere Differenzierung
 
Für das Gemeinsame Lernen bieten sich offene Unterrichtsformen in besonderer Weise an, um den individuellen Lernvorraussetzungen der Kinder zu entsprechen. Bei der Freiarbeit, dem Lernen an Stationen und anderen freien
Unterrichtsformen kommt dabei der Vorbereitung und Vorauswahl des Lernmaterials und Lerninhaltes eine noch größere Bedeutung zu als bei der Differenzierung in einer vergleichsweise leistungshomogenen Grundschul-Regelklasse.
Leistungssunterschiede der GL-Schüler lassen sich darüber hinaus sehr gut in der Tages- und Wochenplanarbeit berücksichtigen. Das Methodentraining und das Erlernen grundlegender Arbeitstechniken ist für die Schüler sowie die
Lehrkräfte von besonderer Bedeutung, weil es die Schüler befähigen soll, auch in solchen Phasen möglichst selbstständig zu arbeiten, in denen die GL-Klasse nicht doppelt besetzt ist, und die Grundschullehrerin alleine in der Klasse unterrichtet.

Äußere Differenzierung
 
Neben Maßnahmen der inneren Differenzierung benötigen  Schüler mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf zeitweise auch andere unterrichtliche Rahmenbedingungen. Der Einzel- oder Kleingruppenunterricht setzt eine Doppelbesetzung von Grundschul- und Sonderpädagogen voraus. Erfahrungsgemäß wird vorrangig in den Fächern Mathematik und Deutsch von dieser Art der äußeren Differenzierung Gebrauch gemacht, und zwar immer dann, wenn das Lernniveau zu hoch, der Lerninhalt unangemessen, das Lerntempo zu schnell oder die Lernatmosphäre zeitweise zu ablenkend für den oder die jeweiligen Schüler erscheint. Beim Schreiben von Klassenarbeiten erweist es sich darüber hinaus immer wieder als hilfreich oder erforderlich, dem einen oder anderen Schüler mehr Ruhe und Zeit für die Bearbeitung seiner Aufgaben zu gewähren, wie es der Nachteilsausgleich für Kinder mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf in Abhängigkeit vom Behinderungsgrad vorsieht. Weniger als äußere Differenzierungs- und eher als Fördermaßnahmen sind zeitweise erforderliche Auszeiten vom Unterricht oder zusätzliche Ruhephasen für Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf zu betrachten.

Richtlinienbezug und Förderschwerpunkte
 
Im Gemeinsamen Lernender Grundschule werden neben den Richtlinien der Primarstufe die Richtlinien der den Förderschwerpunkten zugeordneten Förderschulen zugrunde gelegt.

Förderschwerpunkte:

§ 5.1 LE, Lernen
§ 5.2 SQ, Sprache
§ 5.3 ES, Emotionale und soziale Entwicklung
§ 6 GG, Geistige Entwicklung
§ 7 KM, Körperliche und motorische Entwicklung
§ 8.1 HK GH, Hören und Kommunikation, Gehörlos
§ 8.2 HK SG, Hören und Kommunikation, Schwerhörig
§ 9.1 SE BL, Sehen, Blindheit
§ 9.2 SE SH, Sehen, Sehbehinderung
Im GL der Bonifaciusgrundschule wurden bisher Kinder mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache, Emotionale und soziale Entwicklung, sowie Kinder mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation gefördert. Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden je nach den oben genannten Förderschwerpunkten zielgleich oder zieldifferent gefördert. Befinden sich Kinder mit den Förderschwerpunkten „Lernen“ oder „Geistige Entwicklung“ in einer Integrationsklasse, so handelt es sich um zieldifferente Förderung, weil sich die Ziele der Grundschule von den Zielen der den Förderschwerpunkten entsprechenden Förderschulen deutlich unterscheiden. Bei allen anderen Förderschwerpunkten können trotz des sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs prinzipiell die fächerspezifischen Ziele der Grundschule zugrunde gelegt werden (zielgleiche Integration). Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, dass ein Schüler in manchen Lernbereichen zieldifferent und in anderen durchaus zielgleich gefördert werden kann. Die dadurch entstehende Flexibilität ist eine Besonderheit des Gemeinsamen Lernens, da die Förderschüler die Möglichkeit erhalten individuell und phasenweise über die vorgeschriebenen Ziele hinaus zu blicken.
Die Grenzen des Gemeinsamen Lernens liegen in den individuellen Förderbedürfnissen des einzelnen Kindes begründet. Inwieweit der Förderort Gemeinsames Lernen bzw. Förderschule angemessen erscheint, hängt sowohl von der persönlichen Zufriedenheit, als auch vom Umfang des sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs ab.

Sonderpädagogischer Unterstützungsbedarf und förderdiagnostischer Prozess
 
Der sonderpädagogische Unterstützungsbedarf sowie der angemessene Förderort wird in der Regel vor der Einschulung im Rahmen eines AO-SF-Verfahrens festgestellt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass sich ein sonderpädagogischer Förderbedarf erst im Verlauf der Grundschulzeit herausstellt, so dass dann ein AO-SF-Verfahren durch die in der Klasse tätigen Lehrkräfte in Absprache mit den Eltern eingeleitet wird. Im Rahmen des förderdiagnostischen Prozesses werden von den zuständigen Sonderpädagogen regelmäßig Förderpläne für die Integrationsschüler erstellt und jährliche Überprüfungen des sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs vorgenommen.

Organisation und Kooperation
 
Eine Realisierung und Umsetzung des Gemeinsamen Lernen sowohl direkt im Unterricht als auch im Schulleben im Allgemeinen ist nur dann gewährleistet, wenn entsprechende Rahmenbedingungen erfüllt sind. Damit sind die Organisationsformen des Unterrichts selber, als auch die enge Zusammenarbeit und Organisation zwischen Schule, Eltern, außerschulischen Einrichtungen, Ämtern, Ärzten und Therapeuten, etc. gemeint.

Teamteaching
 
Im Idealfall wird eine Integrationsklasse von einem Grundschullehrer und einem Sonderpädagogen gemeinsam geführt. Hierbei übernimmt der Sonderpädagoge in Absprache mit dem Grundschullehrer/ der Grundschullehrerin die erforderlichen Differenzierungsmaßnahmen für die Integrationsschüler, sowie die unterrichtliche Förderung gemäß der jeweiligen Erziehungs- und Bildungsziele. Die Aufgabenteilung zwischen den beiden Lehrkräften ist dabei nicht starr, sondern vielmehr flexibel und ergänzend anzusehen.

Elternarbeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit
 
Dem Bereich der Elternarbeit wird im Gemeinsamen Lernenein besonders hoher Stellenwert beigemessen. Er gilt als wichtiger Stützpfeiler erfolgreicher pädagogischer Arbeit. Hierzu werden regelmäßige Treffen mit den Eltern anberaumt, um sich über die jeweiligen Entwicklungsschritte des Kindes auszutauschen und weitere Schritte zu besprechen. Ebenso bieten Elterngespräche die Möglichkeit, mehr über die außerschulischen Aktivitäten des Kindes zu erfahren und Interessen somit mehr in den Unterricht einbauen zu können. Während der Gespräche können die gemeinsamen und eventuell unterschiedlichen Erwartungen von Schule und Elternhaus herausgearbeitet und besprochen werden. Ergänzend zur Elternarbeit kommt der Zusammenarbeit mit außerschulischen-therapeutischen Einrichtungen eine wichtige Funktion zu. Ein regelmäßiger Austausch über diagnostische Ergebnisse, therapeutische Maßnahmen, schulische Entwicklung und angestrebte Ziele stellt in der Arbeit des Gemeinsamen Lernens einen entscheidenden Faktor dar.

Evaluation
 
Im Rahmen des förderdiagnostischen Prozesses sind individuelle Förderpläne für Integrationskinder sowie die jährlichen Überprüfungen des sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs von zentraler Bedeutung. Letztere dienen der Bestandsaufnahme, inwieweit weiterhin sonderpädagogischerUnterstützungsbedarf besteht und der Förderort angemessen erscheint.
Für die Unterrichtsgestaltung und -organisation treffen sich die GL-Teamlehrer zu regelmäßigen Planungsstunden. Die Teamsitzungen dienen darüber hinaus dem Austausch über den förderdiagnostischen Prozess und der kollegialen Beratung. Die fruchtbare Kommunikation zwischen Grundschullehrer*innen und Sonderpädagog*innen ist dabei natürlich nicht auf die jeweiligen GL-Teams beschränkt, sondern bereichert die Arbeit des kompletten Lehrerkollegiums unserer Schule.
Regelmäßige GL-Dienstbesprechungen und Stammtische bieten darüber hinaus allen in Essen tätigen GL-Lehrkräften die Möglichkeit des Austauschs und der Fortbildung.

 

Support:
Alfried Krupp-Schulmedienzentrum